Steinzeit
Die älteste bekannte Perle der Welt wurde 2012 in einer Grabstätte aus der Jungsteinzeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten gefunden: sie soll rund 7.500 Jahre alt sein. Bisher hatte eine rund 5.500 Jahre alte japanische Perle als die älteste gegolten.
Der nur 4 mm große Fund zeigt, dass bereits in der Jungsteinzeit rund um den Persischen Golf und im Norden des Indischen Ozeans das Perlentauchen praktiziert wurde. Die Perlmutt-Perlen waren gefragte Objekte und sind auch als Grabzugaben verwendet worden. Oft wurden sie auf die Oberlippe des Toten gelegt.
Foto: Ken Walton, CNRS (mehr Information: DER STANDARD)
Auch im Kaiserreich China wurde den chinesischen Kaisern bei deren Ableben eine große Perle in den Mund gelegt.
Altertum: Ägypten und Rom
Auch die alten Römer (100 v. bis 400 n. Chr.) schätzten Perlen außerordentlich, besonders als Prestigeobjekt und Symbol des Wohlstands – es wurde viel Mühe darauf verwendet, den „Unwürdigen“ das Tragen von Perlen zu verbieten. Und das kam so:
Die Mode, eine große Perle im Ohr zu tragen, war zur Kaiserzeit in Rom so gewöhnlich geworden, dass sich jedes Freudenmädchen mit diesem Schmuck brüstete. Um sich von solchen zu unterscheiden, trugen Damen aus höheren Ständen Ohrgehänge aus zwei oder drei birnenförmigen Perlen, die man mit dem Modeausdruck Elenchen oder Respektperlen belegte
Das wohl feierlichste Ereignis im Bezug auf Perlen in der römischen Geschichte hat mit einem Bankett zu tun, dass Kleopatra, die letzte Königin Ägyptens um das Jahr 40 v. Chr. für den römischen Imperator Markus Antonius ausrichtete. Das Fest wurde vom römischen Geschichtsschreiber Plinius dem Älteren in seinem Buch „Natural History“ festgehalten. Kleopatra soll mit Markus Antonius darum gewettet haben, wer von ihnen das teuerste Bankett darbieten konnte, das es jemals gegeben hatte. Als nichts außer einer Schale Essig für Kleopatra serviert wurde, wunderte sich Markus Antonius, wie sie wohl diese Wette gewinnen wollte. Daraufhin löste Kleopatra einen ihrer Perlenohrringe – laut Plinius im Werte von 10 Millionen Sesterzen, dem Gegenwert von Tausenden Pfunden Gold – und ließ ihn in dem Essig versinken. Die Perle löste sich in der stark säurehaltigen Lösung auf, Kleopatra trank den Essig und gewann so ihre Wette.
antikes Griechenland
Die alten Griechen schätzten die Perlen ebenso, besonders bei Hochzeiten, denn man sagte ihnen nach, die Liebe mitzubringen.
Die älteren griechischen Schriftsteller sprechen noch nicht von Perlen. Der erste, bei dem sie vorkommen, war Theophrast, ein Schüler des Aristoteles. In seinem Buch über die Steine schreibt er, dass kostbare Halsbänder aus Perlen gemacht würden.
Bei den Medern und Persern waren besonders nach dem Sieg über Krösus Armringe und Halsbänder von Perlen, an welchen sie reich waren, ein so beliebter Schmuck, dass sie diesen – wie Chares bezeugt – höher schätzten als goldenes Geschmeide.
Arabische Welt
Wegen der vielen natürlichen Perlenbeete im persischen Golf, waren Perlen auch für die Araber von hohem Wert. Der Koran beschreibt Perlen als einen der größten Schätze des Paradieses.
Für die kurdischen Mystiker ist die Perle wie „ein Embryo, das am Grund seines Muscheluterus schlummert“.
In Arabischem wurde die Perle auch als Heilmittel verwendet.
fernost
In vielen fernöstlichen Kulturen hatte und hat die Perle einen tiefen Symbolcharakter. So sind Perlen in China z. B. das Symbol für Reichtum, Weisheit und Würde; in Japan bedeuten sie Glück, in Indien Kinderreichtum. In vielen Kulturen werden Frauen oder bestimmte Körperpartien wie z. B. Zähne oft mit Perlen verglichen. Eine der häufigsten Anwendungen in der Heilkunde waren „Herzbeschwerden“.[4] Die Perle galt darüber hinaus sowohl als Aphrodisiakum wie auch als Heilmittel für Melancholie und Wahnsinn. Sie ist auch Symbol für Tränen.
Erste Überlieferungen, in denen Perlen erwähnt werden, finden sich im chinesischen Geschichtsbuch von Shu King („… erhielt König Yu Perlen als Tribut vom Fluss Hwai …“).
mittelalter
Im Mittelalter wurde für die Perle auch der lateinische Begriff Lapis margaritae verwendet.[3] Eine ganze Reihe von Muscheln erhielt später den Namenszusatz margaritifera, deutsch „perlentragend“.
Ab 800 n. Chr. erhielt die Perle einen sakralen Charakter: Perlen galten als Zeichen der Liebe zu Gott. So finden sie auch im Neuen Testament der Bibel Erwähnung: Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, je eines der Tore war aus einer Perle, und die Straße der Stadt reines Gold, wie durchsichtiges Glas (Offenbarung des Johannes). Sie waren nicht zuletzt durch die Erwähnung in der heiligen Schrift unverzichtbarer Teil der Machtdemonstration christlicher Herrscher, die sie vorwiegend im Sinne der Zahlensymbolik einsetzten.
Unter arabischem Einfluss begann ab dem 8. Jahrhundert n. Chr. die Verwendung als Heilmittel. In Europa wurden Flussperlen zur Herstellung von Perlmilch verarbeitet, und das „aqua perlata“ des Mittelalters bestand aus Perlenpulver, Essig oder Zitronensaft, Zucker und Kräutern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen Perlen einen festen Platz in den Lehrbüchern der Pharmazie ein.
Kolonialzeit
Kolonialisten aus Spanien, Frankreich und England entdeckten, dass die Naturstämme Perlen zu einer Perlenkette verarbeiteten oder damit Handel trieben.
La Peregrina ist wohl die berühmteste Perle der Welt. Sie wurde im 16. Jahrhundert wahrscheinlich bei den Islas de las Perlas an der Pazifikküste Panamas gefunden. Die birnenförmige Perle wiegt 203,8 Grains (ca. 13,2 g) und ist für ihre außerordentliche Schönheit bekannt. Sie war seit 1554 im Besitz der Spanischen Krone. (Fotocredit:
Bei den indianischen Ureinwohnern waren auch Süßwasserperlen beliebt, die sie aus Flüssen und Seen ernteten. Eine Überlieferung berichtet zum Beispiel von einer indianischen Prinzessin, die Hernando de Soto wertvolle Geschenke überbrachte: Tierhäute, Stoffe, Kupfer und Süßwasserperlen.
Tatsächlich wurden Perlen, kaum das die Kolonialmächte die unglaublichen Vorkommnisse in den amerikanischen Flüssen und den Gewässern der Karibik und den Küsten Mittel- und Südamerikas entdeckt hatten, eines der begehrtesten Produkte, die aus den nord- und südamerikanischen Kolonien nach Europa gesandt wurden.
industrialisierung
Im späten 18. und im frühen 19.Jahrhundert erreichte die Geschichte der Perlen einen Wendepunkt. Zu diesem Zeitpunkt entdeckten einige japanische Forscher unabhängig voneinander eine Methode, die es ermöglichte, Austern anzuregen, Perlen quasi „auf Befehl“ zu produzieren. Der Mann, der letztendlich die verschiedenen Abläufe, Geschäftssinn und weltweites Marketing Know-how verbinden konnte, was Kokichi Mikimoto, der Sohn eines Gastwirts. Heute wird Mikimoto zugeschrieben, die weltweite Zuchtperlenindustrie beinahe im Alleingang erschaffen zu haben.
Der Effekt, den die Entdeckung der Zuchtperlen gemeinsam mit Mikimotos Verkaufstalent für die Perlenindustrie hatte, kann nicht abgeschwächt werden. Innerhalb einer Zeitspanne von weniger als 50 Jahren zu Beginn des 20. Jahrhundert, wurden Tausende von Jahren Perlengeschichte umgeschrieben. Perlen – historisch der exklusive Besitz von Königen und Adel, wurden für jeden Erdenbürger erschwinglich. Statt der Perlentaucher, die den schwer zu findenden Naturperlen oft vergeblich nachjagten, konnten Perlenfarmer nun Tausende von Perlen kultivieren, fast wie der Bauer, der Weizen oder Mais anbaut. Perlenliebhaber auf der ganzen Welt dürfen nun die Vorteile genießen.
Zusätzlich zu den Perlen selbst, wurde vor allem amerikanisches Perlmutt ein Exportschlager, sowohl aus den Nordamerikanischen Kolonien, als auch später, aus den Vereinigten Staaten. Der Hauptverwendungszweck des Perlmutt war die Herstellung, glänzender, schillernder Knöpfe, von denen Milliarden (meistens aus Iowa) in die ganze Welt exportiert wurden, bis in die Mitte des 20.Jahrhunderts hinein, als die Erfindung von Kunststoffen das Perlmutt ablöste. Aber das ist eine andere Geschicht, die Ihr vielleicht bald in einem eigenen Blog nachlesen könnt.