Das Rätsel der 4,5-Millionen-Euro Kette

Diese schwere Diamantkette mit etwa 300 ct Altschliff-Diamanten war in den 1930er bis 1950er Jahren in Großbritannien immer wieder an den Decolletés von adeligen Damen zu sehen.

Bei einer Auktion für Noble Jewels von Sotheby's in Genf wurde die Kette nun für 4,26 Mio Franken - umgerechnet etwa 4,5 Mio Euro - versteigert. Der Schätzwert lag bei 2,2 Mio Franken und hat sich nach einem siebenminütigen Bieterkrieg fast verdoppelt.

Der historische Juwelenschmuck aus dem 18. Jhdt. befand sich in den vergangenen 50 Jahren im Besitz eines asiatischen Sammlers. Der neue Besitzer ist unbekannt.

 

 

Auf historischen Bildern ist das Collier am Hals von Angehörigen der Marquise von Anglesey, Herzoge von Rutland, zu sehen, einer sehr vermögenden britisch-wallisischen Adelsfamilie.

So trug die als Schriftstellerin berühmt gewordene Tochter des Adelshauses, Lady Victoria Marjorie Harriet Paget, die Kette bei der Krönung von König George VI. im Jahr 1937.

 

Victoria ist hier in einem schmalen eleganten Kleid und typischer Frisur der 30 Jahre abgebildet. Die Kette ist in dem Modegeschmack dieser Epoche - des Art Déco - mit weißgoldenen und diamantbesetzten Kleiderclips an ihrem Ausschnitt befestigt. Am Kopf trägt sie, dem Anlass der Königskrönung entsprechend, ein wertvolles Diamantdiadem.

 

 

25 Jahre später trug die Ehefrau des siebten Marquise von Anglesey, Shirley Morgan, die Kette zu einem Collier verknotet im Jahr 1953 bei der Krönung von Königin Elizabeth II. in Westminter Abbey in London.

Die Kette besteht aus drei Strängen großer Diamanten mit Quasten aus weiteren Diamanten an den Enden. Einige Steine sollen laut Zeitungsberichten aus dem Besitz von Marie Antoinette (1755–1793) stammen.

 

Die Königin ließ all ihre Juwelen kurz vor ihrer Verhaftung durch die französischen Revolutionäre nach Belgien in Sicherheit bringen. Dort verliefen sich ihre Spuren.

Viele der königlichen Juwelen von Marie Antoinette tauchten erst Jahrhunderte später wieder auf, so wie dieses Collier, das in seiner Façon durchaus den Stücken des Pariser Juweliers der Königin Marie Antoinette, Charles-Auguste Boehmer, ähnelt.

 

In dieser Skizze aus dem Jahr 1785 sieht man einen Entwurf für ein Collier des Juwelierhauses Charles-Auguste Boehmer. Es war die Zeit des schwülstigen Barock. Die Graphik hängt noch heute im Palast von Versailles in Frankreich (© Château de Versailles).  Das opulente Schmuckstück hat eine dramatische Entstehungsgeschichte:

 

Im Jahr 1772 wollte Ludwig XV. seiner Geliebten, Madame du Barry, ein Geschenk machen. Er bat zwei deutsche Juweliere, Charles Auguste Boehmer und seinen Partner Paul Bassanges, die allgemein als die Boehmers bekannt waren, und in Paris einen Juwelierladen führten, eine Diamantkette von unvergleichlichem Reichtum zu kreieren.

 

Von ihrem Erfolg überzeugt, finanzierten die Juweliere die Herstellung der Halskette aus eigener Kraft und nahmen dabei erhebliche Schulden auf. Das Projekt nahm viel Zeit in Anspruch, da es schwierig war, Diamanten in der gewünschten Reinheit zu sammeln. Doch zu ihrem Unglück starb Ludwig XV. im Jahr 1774.

Dennoch stellte das Haus Boehmer das "Große Collier in Brillanten", so sein offizieller Name, fertig. Das Schmuckstück hat insgesamt etwa hundert riesige Naturperlen und 674 Diamanten von außergewöhnlicher Reinheit für etwa 2840 Karat.

 

Das Foto zeigt eine Reproduktion, den das Original ist verloren gegangen.

 

Am Rande des Bankrotts boten die beiden Juweliere der Königin Marie Antoinette das Collier für umgerechnet etwa 28 Mio Euro an. Ihr Ehemann Ludwig XVI. wollte seiner Königin die Halskette schenken, aber Marie Antoinette lehnte ab, weil sie ihr nicht gefiel und sie an ein "Geschirr für Pferde" erinnerte.

 

 

Im Jahr 1782 warf sich Charles-Auguste Boehmer schließlich der Königin zu Füßen und drohte, seinem Leben ein Ende zu setzen. Marie Antoinette lehnte den Kauf der Halskette erneut ab und riet ihm, die Diamanten einzeln zu einem guten Preis zu verkaufen: "Sprechen Sie niemals mehr mit mir darüber. Versuchen Sie, es zu verkaufen und ertrinken Sie nicht!"  soll sie ihm geraten haben.

 

Nach vielen Wirrungen und politischen Skandalen und Intrigen wurde das Schmuckstück schließlich in einzelne Teile zerlegt.

 

Einige Fragmente fanden sich laut Polizeiberichten in den Händen von Betrügern wieder, die sie um wohlfeiles Geld verkaufen wollten.

 

Die Spuren der Diamanten verlaufen sich im Dunkel der Geschichte.

 

Ob das nun verkaufte Stück aus jenen historischen Fragmenten zusammengestellt wurde, oder ob sich Marie Antoinette beim Hause Boehmer eine "abgespeckte" Variante  anfertigen lies, wird wohl immer ein gut behütetes Geheimnis bleiben.

Tatsache ist jedoch, dass Maria Antoinette kurz vor ihrer Verhaftung durch die französischen Revolutonäre ihren Juwelenschmuck nach Belgien in Sicherheit bringen ließ, wo die Diamanten schließlich auf rätselhaften Wegen in ganz Europa verteilt wurden.

 

Ab und zu taucht dann ein königliches Juwelenstück wieder auf und wird bei Auktionen zum Kauf angeboten, so wie im Jahr 2021 diese beiden dreireihigen Armbänder von Marie Antoinette bei Christie`s in Genf (versteigert für 7 Mio USD).

 

Und nun ist auch dieses geheimnissvolle Collier aus der Dunkelheit eines asiatischen Safes hervorgekommen. Ein imperiales Stück, das mindestens zwei englische Königskrönungen gesehen hat und womöglich auch den Hals der französischen König Marie Antoinette, der bald darauf auf der Guillotine zerteilt werden sollte.

 

Warum ich diese fantastische Provenienz vermute? Die Kette ähnelt in seiner Façon frappierend den Kreationen von Marie Antoinettes Hofjuweliers, dem des Pariser Juwelierhauses Boehmer.

 

 


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